Das Folkeboot
Was ist dran, am Mythos „Folkeboot“?
Meine Hommage an ein kleines Holzschiffchen.
Wie lang, wie breit, wie tief, wie schwer, das kann man an jeder Ecke nachlesen. Aber es ist eben nicht die Größe, oder nicht nur. Es ist der Charme, das Aussehen, ein Gefühl, welches man hat, wenn man vor dem Schiff steht, es sieht, es betritt, es segelt.
Ich kenne Leute, die leben mit Ihren Folkebooten, nein, nein nicht auf ihnen, sondern mit ihnen, so wie mit einem Partner, wie,…. ja wie Eheleute halt. Sie sprechen mit ihren Schiffen, fragen sie um Rat und lassen sich zu Plätzen segeln, zu dem offenbar eher das Schiff möchte.
Die Schiffe sind ihre Freunde, keine Ersatzpartner, es sind DIE PartnerInnen. Das stimmt wirklich, ich kenne solche Menschen und die sind eigentlich ganz normal und liebenswert.
Es gibt zwei Typen, deren Folkeboot inklusive der Scheune, in der es seine Winter verbringt, absolut und ich meine absolut perfekt ist. Man ist geneigt, sich seiner Schuhe schon zu entledigen, bevor man das Scheunentor überhaupt öffnet. Jeden Winter und jeden Sommer wird quasi alle freie Zeit auf oder an dem Schiff verbracht. Im Winterhalbjahr bekommt jedes Detail seine perfekte, staubfreie Expertenlackierung und im Sommer zelebriert man haut cuisine auf wenigen Quadratmetern schwankenden Planken. Gesegelt, wird auch wann immer Zeit und Wetter es zulassen, aber nicht im Anzug, komischerweise!
Ich habe einen 80 jährigen getroffen, der sein Folkeboot in den 50er Jahren neu gekauft hat und es Sommer für Sommer einhand auf der Ostsee segelt.
An der Schlei gibt es eine sehr renommierte Werft, die seit Jahrzehnten teure, individuelle Yachten baut. Und womit fährt der Juniorchef in seiner Freizeit auf der Schlei spazieren? Mit dem selbst restaurierten Folkeboot!
Alte Männer, junge Frauen, ganze Familien mit Hund und zwei Kindern, es gibt nichts, was man auf einem Folkeboot nicht finden könnte.
Aber warum ist das so? Und vor allem, warum ist das nach 75 Jahren immer noch so?
Ich denke, eigentlich kann man es nicht wirklich beschreiben, und man muss natürlich auch ein wenig offen sein für, sagen wir einmal, ein Komfort reduziertes Leben.
Aber um mitreden zu können, sollte man wenigstens einmal vom Plätschern der Wellen am geklinkerten Rumpf, in einer geschützten Ankerbucht aufgewacht sein. Klar, hier werden die „ich brauche keine Nasszelle und ich brauche keine Stehhöhe Typen“ eher einen verklärten Blick haben, als die „Verfechter der segelnden Wohnmobile“.
Da fällt mir ein, wir haben ja noch gar nicht vom Segeln gesprochen. Hunderte von Seglern sind in der Klassenvereinigung organisiert und nutzen Ihre Boote regelmäßig für Regatten. Mittlerweile gibt es Folkeboote übrigens in GFK brandneu. Andere wiederum, zu denen ich mich auch eher zähle, betreiben Fahrtensegeln und stopfen ihr Boot mit allem Nützlichen und Unnützem voll, um es dem jeweiligen Geschmack anzupassen. Egal wie, gemütlich ist es eigentlich immer.
Übrigens ist das Ding dermaßen seetüchtig, dass damit schon mehrere Atlantiküberquerungen durchgeführt wurden. Klar, Herr Nehberg hat das auch schon einmal mit ‘nem Einbaum gemacht`, toppen kann man alles, das schmälert die Leistung des Folkes aber mitnichten.
Und jetzt kommt das Beste, wir hegen und pflegen vier dieser liebenswerten Oldtimer und stellen Sie Euch zum Segeln, Urlaub machen und Törn-Geschichten erleben zur Verfügung.
Oder vielleicht verliebt sich ja nun einer in das Volksboot und möchte eine Probenacht mit der potentiell neuen Partnerin verbringen, also nicht auf sondern mit dem Folke, Ihr wisst was ich meine.
Wir können helfen. Mehr zu Folkeboot charter
Gibt es alles bei klassisch am wind in Maasholm!
Nordisches Folkeboot
- L 7,64 x B 2,20 x T 1,20 m
- Langkieler mit Plattgatt-Heck und angehängtem Ruder
- Bauweise: Original in Holz (geklinkert), seit 1976 auch in GFK; ebenfalls weit verbreitet ist das leicht kürzere „Junior-Folkeboot“
- Entwurf ging aus einem Wettbewerb für ein „Volksboot“ hervor.
- 1941 erstes „Nordisches Folkeboot“ bei der Arendals Werft in Göteborg
- Das Folkeboot wurde bald die erste europäische One-Design –Wanderklasse mit Kajüte.
- Sein Erfolg ist bis heute enorm: Weltweite Verbreitung – allein in Europa segeln derzeit 4.500 Boote.
- Stark frequentierte Regatta-Klasse vor allem in Ostsee und auf vielen Binnenseen.
- Obwohl die Original-Version in Holz nicht mit einer selbstlenzenden Plicht ausgestattet ist, gilt das Nordische Folkeboot als seetüchtig.
- Beispiele für Seetüchtigkeit: Bei der ersten Einhand-Transatlantik-Regatta in „kleinen“ Booten (1960) wählten von vier Teilnehmern zwei das Nordische Folkeboot (die Jester fuhr sogar mit einem Dschunkenrigg in 48 Tagen und wurde Zweite).
- Die Australierin Ann Gash segelte 1975 in ihrem Nord. Folkeboot von Sydney nach England und wieder zurück.
- Kürzlich segelte eine moderne Version (mit selbstlenzendem Cockpit) auch die ARC mit.
- Das International Folkeboot (IF) ist aus Kunststoff und nicht geklinkert, gilt aber ebenfalls als sehr zuverlässig. Wird mit Spinnaker gesegelt.
- Ausführliche Historie und mehr Info zum Boot bei http://www.folkeboot.de